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Fotos: Stefanie Bisping



Blaue Kuppeln, schwarzer Sand, weißer Wein


Ja, Santorin wird von Kreuzfahrern auf Landgang überrannt. Aber die Insel besitzt noch immer Ecken, in denen Augen und Seele Erholung finden. Deshalb wird sie von ihren Bewohnern mindestens so geliebt wie von den Besuchern.

„Es ist sehr schwierig, hier schlechte Laune zu haben“, sagt Joy. Sie stellt einen Teller mit gegrilltem Tintenfisch ab, der mit Olivenöl und Zitronensaft beträufelt ist, und blickt sich um: Hinter ihr liegen die Häuschen des Fischerhafens Ammoudí, weiter oben klammern sich Ausläufer Oías an den vulkanschwarzen Hang. Einen Meter vor Joy schlägt das Meer an die Hafenmauer. Einmal schwamm ein Barracuda hier vorbei, als wollte er zu Besuch. Dimitri nahm ein Netz und zog ihn aus dem Wasser. Die Frische des Fisches in der Taverne ist legendär. Schließlich landen die Fischer quasi vor der Tür an. So fangfrisch wie an jenem Tag sei er dennoch eher selten.

Joy verliebte sich erst in Santorin, dann in Dimitri. Ersteres geschah vor 20 Jahren, als der Frühsommer in Vancouver besonders regnerisch geriet und sie in die Sonnen durchflutete Ägäis floh. So blau war der Himmel, so schön die Insel, die eigentlich nur ein Kraterrand ist, dass Joy ein Jahr später wiederkam – und Dimitri begegnete. Mit beiden Lieben wurde sie glücklich. Das Paar eröffnete die Taverne „Dimitri’s“ am Ende der Bucht, erzählte nur Freunden und Verwandten davon und wunderte sich bald, dass immer alle Tische besetzt waren.

Zwar gehört Santorin zu jenen Orten, die fast zu Tode geliebt werden, so groß ist Ansturm auf sie. Doch es gibt sie, die friedlichen Ecke, die dafür sorgen, dass die 13.000 Einwohner die nasskalten Winter aushalten und den Sturm der Hochsaison überstehen. Und auch wenn in Oía im Inselnorden ein Souvenirladen neben dem nächsten liegt, in den Restaurants für eine Nudelspeise ganz lässig über 20 Euro verlangt werden und sich am Nachmittag Urlauber aus 100 Bussen in die Gassen und über die Treppen ergießen – zum Sonnenuntergang gibt es womöglich keinen schöneren Ort als diesen...


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