Wo der
Pfeffer wächst
Südindien durch die Küchentür:
Eine Reise ins Land von Palmenhainen, Gewürzplantagen
und fabelhaften Currys |
Am frühen Morgen ist das Geschrei der Krähen über
der Altstadt von Kochi lauter als das Konzert der Autohupen.
Auf dem weiten Platz vor der St. Francis Kirche – der ältesten
in ganz Indien – spielen Jungen Fußball. Es
ist eine magische Stunde, bevor der Tag die auf mehreren
Inseln gelegene Hafenstadt an der Malabar-Küste in
Lärm und Hitze hüllt. Am Ufer ziehen Fischer
gewaltige Netze aus dem Wasser: mit Steinen als Gegengewichten
und der vereinten Kraft mehrerer Männer. Heute zappeln
in den meisten Netzen nur ein paar einsame Snapper, und
so bleibt Zeit, Urlaubern zu zeigen, wie man in Kochi seit
700 Jahren fischt. Vorsichtig balancieren sie auf dem hölzernen
Gerüst und hoffen, nicht in die bräunliche Brühe
zu fallen.
„Land der Kokosnuss“ heißt Kerala wörtlich übersetzt.
Kokoshaine prägen die Landschaft, sobald die Straßen
Kochis im Rückspiegel verschwinden. In Form würziger
Chutneys, als Kokosöl im Topf und Palmzucker oder
Kokosmilch im Curry begleitet mich die Kokosnuss von einem
Essen zum nächsten. „God’s own country“,
das Land Gottes, nennen die 32 Millionen Bewohner des südindischen
Bundesstaats ihre Heimat. Das mag ein wenig übertrieben
sein. Doch mit einer Alphabetisierungsquote von 82 Prozent,
einer geringeren Kindersterblichkeit als in mancher Industrienation
und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 72 Jahren
(gedrosselt wird sie vermutlich nur von den Realitäten
des Straßenverkehrs) sind hier viele der Probleme
des Subkontinents tatsächlich nicht existent. Eines
aber steht fest: Die Küche Keralas trägt göttliche
Züge...
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